Finanzanalyse verstehen – ohne Formeldschungel

Branchen-Finanzanalysen wirken auf den ersten Blick kompliziert. Ist aber eigentlich nicht so. Wenn man weiß, wo man anfangen soll und welche Gedankenmuster helfen. Hier teile ich ein paar Ansätze, die sich in der Praxis bewährt haben – erprobte Wege, um komplexe Zahlenwelten greifbar zu machen.

4–6 Wochen So lange dauert es meistens, bis grundlegende Analysemuster sitzen
3 Kern-Bereiche Bilanz, GuV, Cashflow – der Rest baut darauf auf
Tägliche Übung 20 Minuten am Tag bringen mehr als stundenlanges Wochenend-Lernen
Arbeitsplatz mit Finanzberichten und Notizen auf dem Schreibtisch

Mit Kontext lernen statt auswendig pauken

Niemand merkt sich Kennzahlen, nur weil sie in einer Liste stehen. Aber wenn du verstehst, warum ein Unternehmen gerade seine Lagerbestände erhöht oder warum die Eigenkapitalquote plötzlich sinkt – dann bleibt das hängen.

Ich hab die Erfahrung gemacht: Echte Beispiele schlagen jedes Lehrbuch. Nimm dir ein Unternehmen, das du kennst – vielleicht einen großen Einzelhändler oder einen Autobauer – und folge dessen Quartalsberichten über ein halbes Jahr. Du siehst dann, wie sich Strategie in Zahlen übersetzt.

  • Schau dir Geschäftsberichte aus verschiedenen Branchen an
  • Vergleiche zwei konkurrierende Firmen direkt miteinander
  • Notiere dir Fragen beim Lesen – und such später die Antworten
  • Versuch vorherzusagen, was im nächsten Quartal passiert

Sechs Gewohnheiten, die den Unterschied machen

1

Regelmäßigkeit aufbauen

Jeden Morgen 15 Minuten einen Geschäftsbericht lesen. Nicht mehr, nicht weniger. Das Gehirn mag Routine – und nach drei Wochen merkst du, wie viel schneller du Zahlenreihen verstehst.

2

Eigene Beispiele sammeln

Leg dir eine Datei an mit interessanten Fällen. Ein Unternehmen, das seine Schulden clever umstrukturiert hat. Eine Branche, die durch externe Schocks durchgeschüttelt wurde. Eigene Sammlung schlägt fremdes Material.

3

Mit anderen diskutieren

Such dir Leute, die ähnliche Interessen haben. Online-Foren, lokale Meetups (ab September 2025 gibt es wieder mehr davon in Bielefeld), oder einfach Kolleginnen und Kollegen. Andere Perspektiven öffnen Türen.

4

Fehler dokumentieren

Du wirst falsch liegen. Oft. Das ist normal. Schreib auf, warum deine Analyse daneben lag – und was du übersehen hast. Diese Notizen werden zu deinem wertvollsten Lehrmaterial.

5

Branchenwissen aufbauen

Finanzanalyse ohne Branchenkenntnis ist wie Auto fahren ohne Karte. Lies Fachjournale, folge Branchenexperten, versteh die Logik hinter den Zahlen. Ein Pharmaunternehmen tickt anders als ein Einzelhändler.

6

Tools gezielt einsetzen

Excel ist dein Freund. Aber nicht für komplizierte Makros – sondern für simple Vergleichstabellen und Visualisierungen. Manchmal reicht ein gut gemachtes Diagramm, um einen Zusammenhang zu verstehen.

Porträt von Lutz Bergendahl

Lutz Bergendahl

Finanzanalyst, 12 Jahre Branchenerfahrung
Die meisten Anfänger machen einen Fehler: Sie wollen alles auf einmal verstehen. Dabei ist es viel klüger, sich auf eine Branche zu konzentrieren und dort richtig tief einzusteigen. Ich hab mich anfangs zwei Monate nur mit Automobilzulieferern beschäftigt – das hat mir mehr gebracht als jedes Allgemeinwissen. Man lernt die Muster einer Branche kennen, und danach fällt der Transfer auf andere Bereiche viel leichter.

Konkrete Schritte für die nächsten Monate

Wissen allein bringt dich nicht weiter. Du brauchst einen Plan, wie du das Gelernte in die Praxis umsetzt.
Detailansicht von Finanzdiagrammen und Analysetools

Dein Fahrplan

Ab Oktober 2025 bieten wir strukturierte Lernprogramme an, die genau diese Praxisnähe in den Mittelpunkt stellen. Bis dahin kannst du schon viel selbst machen:

  • Wähle drei Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen
  • Analysiere deren letzte vier Quartalsberichte im Detail
  • Erstelle eigene Vergleichstabellen und Notizen
  • Schreib kurze Zusammenfassungen – als würdest du sie jemandem erklären
  • Überprüf deine Prognosen nach dem nächsten Quartal